Wärmedämmverbundsystem -Teil 1-
Wärmedämmverbundsysteme – Herausforderungen bei Befestigung, Schimmel und Himmelsausrichtung
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind eine bewährte Methode, um Gebäude energetisch zu sanieren und Heizkosten zu senken. Doch trotz ihrer Vorteile gibt es immer wieder Probleme, die sowohl die Optik als auch die Funktionalität der Fassaden beeinträchtigen. Dazu zählen sichtbare Befestigungspunkte, Schimmelbildung und die Auswirkungen der Himmelsausrichtung. Dieser Artikel beleuchtet auszugsweise die Ursachen dieser Probleme und zeigt mögliche Lösungsansätze auf.
Sichtbare Befestigungspunkte: Wenn die Dübel durchschlagen
Ein häufiges Phänomen bei WDVS sind sichtbare runde Scheiben, die von den Befestigungsdübeln der Polystyrolplatten stammen. Diese sogenannten
„Dübelscheiben“ sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern können auch technische Schwachstellen darstellen. Die Ursache liegt oft in einer ungenügenden Setztiefe der Dübel. Wenn die Dübel nicht tief genug in der Dämmplatte versenkt werden, ragen sie über die Oberfläche der Platte hinaus.
Dadurch kann die Armierungsschicht (Gewebe und Mörtel) nicht gleichmäßig aufgetragen werden, und die Dübelscheiben werden sichtbar, genauer gesagt werden in unzureichender Weise von Putz und Putzträger überdeckt. Diese Stellen werden zu Wärmebrücken, da sie nicht ausreichend von der Dämmschicht bedeckt sind. Dies führt zu lokalen Kältezonen, an denen sich Kondenswasser bilden und Schimmel entstehen kann.
Eine weitere Fehlerquelle ist das zu tiefe Eindrücken der Dübel. Wenn die Dübel zu tief in die Dämmplatte gedrückt werden, kann dies die Struktur der Platte beschädigen. Die Dämmplatte wird an diesen Stellen komprimiert, was ihre Dämmwirkung verringert. Auch hier entstehen Wärmebrücken, da die komprimierte Dämmung weniger effektiv ist. Zudem kann die Stabilität der Befestigung beeinträchtigt werden.
Die Lösung liegt in einer fachgerechten Montage. Die Dübel sollten so montiert werden, dass sie bündig mit der Oberfläche der Dämmplatte abschließen. Das bedeutet, dass die Dübel weder zu weit herausragen noch zu tief versenkt werden dürfen. Bei der Montage sollte ein Dübelsporn oder eine Montagehilfe verwendet werden, um die korrekte Tiefe zu gewährleisten. Zudem sollte die Armierungsschicht (Gewebe und Mörtel) ausreichend dick aufgetragen werden, um die Dübel vollständig zu bedecken.
Schimmelbildung: Ein Problem mit vielen Gesichtern
Schimmel an der Fassade ist nicht nur ein optisches Problem, sondern kann auch gesundheitliche Risiken bergen und die Bausubstanz schädigen.
Besonders an den sichtbaren Dübelscheiben tritt Schimmel oft auf. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen bilden die Dübelstellen oft Wärmebrücken, die zu Kondenswasserbildung und Schimmel führen. Zum anderen kann Feuchtigkeit ins System eindringen, wenn bei der Montage Fehler gemacht wurden, wie undichte Anschlüsse, Risse im Putz oder eine falsche Verarbeitung der Armierungsschicht. Auch eine mangelnde Belüftung der Fassade kann dazu führen, dass sich Feuchtigkeit hinter der Dämmung staut. Nicht zuletzt begünstigt eine hohe Luftfeuchtigkeit im Inneren des Gebäudes, z. B. durch falsches Lüften, die Schimmelbildung.
Um Schimmel zu vermeiden, sollten diffusionsoffene Materialien verwendet werden, die Feuchtigkeit abführen können. Eine fachgerechte Planung und Montage ist entscheidend, um Wärmebrücken und Feuchtigkeitseintritt zu vermeiden. Regelmäßige Wartung der Fassade, um Risse und undichte Stellen zu reparieren, sowie die Aufklärung der Bewohner über richtiges Lüften und Heizen sind weitere wichtige Maßnahmen.
Die Rolle der Himmelsausrichtung: Mehr als nur eine Frage der Optik
Die Ausrichtung einer Fassade hat erhebliche Auswirkungen auf Energieeffizienz, Komfort und Materialhaltbarkeit. Jede Himmelsrichtung bringt dabei spezifische Herausforderungen mit sich. Die Südseite erhält die meiste Sonneneinstrahlung, was im Winter die Heizkosten senken kann. Im Sommer kann es jedoch zu Überhitzung kommen, wenn keine Beschattung vorgesehen ist. Die Nordseite hingegen erhält wenig Sonneneinstrahlung, was im Sommer kühlere Räume ermöglicht, im Winter jedoch zu höheren Heizkosten führen kann. Die Ost- und Westseiten sind morgens oder abends der Sonne ausgesetzt, was je nach Nutzung der Räume vorteilhaft sein kann, aber auch zu starken Temperaturschwankungen führen kann.
Die Wahl der Materialien und die Gestaltung der Fassade sollten daher an die Himmelsausrichtung angepasst werden. Für Süd- und Westfassaden sollten UV-beständige und wetterfeste Materialien verwendet werden, während für Nordfassaden feuchtigkeitsresistente Materialien empfehlenswert sind. Eine gute Beschattung, z. B. durch Vordächer, Balkone oder Bäume, kann Überhitzung und Materialbelastung reduzieren.
Gute Planung ist der Schlüssel zum Erfolg
Wärmedämmverbundsysteme bieten enorme Vorteile, aber ihre erfolgreiche Umsetzung erfordert eine sorgfältige Planung und fachgerechte Ausführung. Die sichtbaren Dübelscheiben und Schimmelprobleme sind oft das Ergebnis von Montagefehlern oder mangelnder Berücksichtigung der Himmelsausrichtung. Durch den Einsatz moderner Materialien, eine professionelle Montage und eine kluge Planung der Fassadenausrichtung lassen sich diese Probleme jedoch vermeiden.
Für Bauherren und Sanierer lohnt es sich, in qualitativ hochwertige Materialien und Fachkenntnisse zu investieren. Denn eine gut geplante und ausgeführte Fassade spart nicht nur Energie, sondern schützt auch die Bausubstanz und erhöht den Wohnkomfort – und das über viele Jahre hinweg.
Karsten Abel 2 2025-1