Wärmedämmverbundsystem – Teil 2-
Algenbildung auf Wärmedämmverbundsystemen – Ursachen, Auswirkungen und Lösungen
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind eine effiziente Methode, um Gebäude energetisch zu sanieren und Heizkosten zu senken. Doch trotz ihrer vielen Vorteile gibt es ein Problem, das immer häufiger auftritt: Algenbildung auf der Fassade. Diese grünen oder schwarzen Flecken beeinträchtigen nicht nur das Erscheinungsbild des Gebäudes, sondern können auch langfristig zu höheren Instandhaltungskosten führen. Doch warum bilden sich Algen auf WDVS, und was kann man dagegen tun?
Warum bilden sich Algen auf WDVS?
Algen sind Mikroorganismen, die Feuchtigkeit und Nährstoffe benötigen, um zu wachsen. Auf WDVS finden sie oft ideale Bedingungen vor. Eine der Hauptursachen ist die Feuchtigkeit, die sich auf der Fassade sammelt.
WDVS halten die Wärme im Gebäude, was im Winter dazu führt, dass die Oberflächentemperatur der Fassade niedriger ist als die Umgebungsluft. Dadurch kondensiert die Feuchtigkeit aus der Luft an der Fassade und schafft einen perfekten Nährboden für Algen.
Besonders anfällig sind Fassaden, die wenig Sonnenlicht erhalten, wie die Nordseiten oder beschattete Bereiche. Diese trocknen langsamer ab, was das Algenwachstum zusätzlich begünstigt. Auch die Wahl der Materialien spielt eine Rolle. Glatte Oberflächen und organische Putze halten Feuchtigkeit länger, während mineralische Putze diffusionsoffen sind und schneller trocknen.
Umweltfaktoren wie hohe Luftfeuchtigkeit, häufige Niederschläge oder die Nähe zu Gewässern erhöhen das Risiko für Algenbildung. In ländlichen Gebieten oder in Regionen mit hoher Luftverschmutzung ist die Wahrscheinlichkeit für Algenbefall ebenfalls höher, da die Luft mehr Sporen und Nährstoffe enthält, die das Wachstum fördern.
Auswirkungen der Algenbildung
Algen an der Fassade sind in erster Linie ein optisches Problem. Die grünen oder schwarzen Flecken lassen Gebäude schnell vernachlässigt oder schlecht gewartet erscheinen, was den Wert einer Immobilie mindern kann. Zwar schädigen Algen die Bausubstanz nicht direkt, doch die Feuchtigkeit, die sie benötigen, kann langfristig zu Problemen führen.
Frost-Tau-Wechsel können unter anderem Risse in der Fassade verursachen, und die ständige Feuchtigkeit kann die Haltbarkeit der Materialien beeinträchtigen.
Wie kann man Algenbildung vorbeugen?
Die gute Nachricht ist, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Algenbildung auf WDVS zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Wahl der Materialien. Algen resistente Putze und Farben enthalten Biozide Wirkstoffe, die das Wachstum von Algen und Pilzen hemmen. Allerdings stehen diese Bioziden Beschichtungen in der Kritik, da sie umweltschädlich sein können und strengen Regularien unterliegen. Eine nachhaltigere Alternative sind mineralische Putze, die diffusionsoffen sind und schneller trocknen. Auch hydrophobe Beschichtungen, die Wasser von der Fassade abperlen lassen, können helfen.
Die Gestaltung der Fassade spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Durch eine kluge Planung der Gebäudeumgebung, wie ausreichend Abstand zu Bäumen oder anderen Gebäuden (was leider nicht immer möglich ist), kann die Sonneneinstrahlung maximiert werden. Dachüberstände und Vordächer schützen die Fassade vor direkter Bewitterung und reduzieren die Feuchtigkeitsbelastung.
Regelmäßige Reinigung der Fassade ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Algenbildung zu verhindern. Dies kann durch Hochdruckreiniger oder spezielle Reinigungsmittel erfolgen. Bei starkem Befall kann eine professionelle Reinigung durch Fachleute erforderlich sein.
Technische Lösungen wie hinterlüftete Fassaden oder Titanoxid- Beschichtungen bieten ebenfalls wirksame Möglichkeiten, um Algenbildung zu reduzieren. Hinterlüftete Fassaden leiten Feuchtigkeit besser ab, während Titanoxid-Beschichtungen algenhemmend und selbstreinigend wirken, da sie UV-Licht nutzen, um organische Substanzen abzubauen.
Langfristige Strategien gegen Algenbildung
Mit zunehmenden Niederschlägen und höherer Luftfeuchtigkeit aufgrund des Klimawandels wird die Algenbildung voraussichtlich weiter zunehmen. Planer und Bauherren sollten dies bei der Wahl der Fassadenmaterialien und -systeme berücksichtigen. Langfristig sind nachhaltige Lösungen gefragt, die sowohl das Erscheinungsbild der Fassade erhalten als auch umweltfreundlich sind. Statt biozider Beschichtungen, die oft umweltschädlich sind, sollten Materialien eingesetzt werden, die das Algenwachstum auf natürliche Weise hemmen.
Fazit
Algenbildung auf WDVS ist ein komplexes Problem, das durch eine Kombination aus Feuchtigkeit, Materialeigenschaften und Umweltfaktoren verursacht wird. Durch die Wahl algenresistenter Materialien, eine kluge Fassadengestaltung und regelmäßige Wartung kann das Risiko jedoch erheblich reduziert werden. Langfristig sind nachhaltige Lösungen gefragt, die sowohl das Erscheinungsbild der Fassade erhalten als auch umweltfreundlich sind. Mit der richtigen Planung und Pflege lässt sich die Lebensdauer und Ästhetik von WDVS deutlich erhöhen – und das ohne grüne Flecken oder Grauschleier.
Karsten Abel 2 2025-2